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#Metoo - Statement der Akademie

Wien, Juni 2022

Statement der Präsidentschaft der Akademie des Österreichischen Films Verena Altenberger und Arash T. Riahi im Namen des Vorstands der Akademie des Österreichischen Films zur aktuellen #metoo-Debatte

„Sexualisierter Machtmissbrauch ist nicht nur ein Problem unserer Branche. Sexualisierter Machtmissbrauch ist ein Problem unserer Gesellschaft. Solange die übliche Reaktion auf Erzählungen von sexuellen Übergriffen ist ,es zwingt sie ja niemand, diesen Beruf zu wollen; vielleicht übertreiben sie ja, wer weiß, ob es überhaupt stimmt', haben wir als Gesellschaft ein Problem. Solange die Erzählung von Gewalt im Zweifel strenger geahndet wird, als der Übergriff an sich, haben wir als Gesellschaft ein Problem.

Unsere Arbeit im künstlerischen Betrieb bringt allerdings besonders häufig Situationen mit sich, die Machtmissbrauch begünstigen. Hierarchien, Abhängigkeiten, sensible Szenen und Situationen, arbeiten unter Druck, das – zumeist durchaus erwünschte – zutiefst persönliche Arbeiten. Die besondere Verletzlichkeit, die Arbeiten an Filmproduktionen innewohnt, zwingt uns deshalb als Branche, noch viel sensibler mit diesem Thema umzugehen. Es gibt Möglichkeiten, wie wir die Bedingungen für alle verbessern können. Diverse Sets, Vertrauenspersonen, besondere Schulungen vor Drehbeginn, Aufklärungsarbeit schon in der Ausbildung, vertragliche Regelungen, die Mitarbeiter:innen auch in vulnerablen Situationen besser schützen, und und und. Diese Maßnahmen dürfen natürlich keine zahnlosen Tiger sein.

Der Arbeitsplatz Film und auch die Ausbildungsstätten müssen endlich für alle angstfrei werden. Nur gemeinsam können wir das Schweigen aufbrechen und Machtmissbrauch, Sexismus und Diskriminierung beenden. Dazu gehören auch, wenn es nötig ist, arbeitsrechtliche und juristische Schritte.

Und vor allem, vor allem! muss Betroffenen zugehört und geglaubt werden.

Eine wichtige Maßnahme seitens der Akademie des Österreichischen Films war die Gründung einer ersten Vertrauensstelle 2017, als #metoo zum ersten Mal groß wurde. Diese Vertrauensstelle ist mittlerweile aufgegangen in #we_do – die Vertrauensstelle gegen sexuellen Missbrauch, Machtmissbrauch und Diskriminierung. Ab Herbst wird es zusätzlich eine Anlaufstelle beim BMKOES geben. Es braucht diese institutionelle Hilfe, um gegen gewachsene Strukturen und Missstände anzukommen.

Es wäre wichtig und wünschenswert, wenn Betroffene sich verstärkt vertrauensvoll an diese Stellen wenden. Aber viel wichtiger, als Betroffene in die Verantwortung zu nehmen, ist, dass wir als Branche eine Kultur schaffen, in der Betroffene ehrlich keine Konsequenzen zu fürchten haben, wenn sie den Mut fassen über Erlebtes zu sprechen.“

In den letzten Jahren hat die Akademie viele Formate entwickelt, die zeigen, dass wir Diversität und Gleichstellung ernst nehmen und jede Art von Diskriminierung nicht tolerieren.

So gab es im Oktober 2021 einen Tag der Akademie im Metro Kinokulturhaus zu den Themen „Diversität, gerechte Arbeitsbedingungen, Gender Equality und Vereinbarkeit von Familie und Beruf“.

Im April 2022 fand ein Akademie-Gespräch mit younionFilm statt, um die Gewerkschaft und ihr Angebot als Rechtevertreterin vor allem auch den jüngeren Menschen in der Filmbranche näher zu bringen.

Derzeit plant die Akademie gemeinsam mit der Wirtschaftskammer, dem Dachverband der Filmschaffenden, der we_do Anlaufstelle und Drehübung Wien eine Veranstaltung am 23. September 2022 zum Thema #metoo. Dort geht es auch noch einmal ganz besonders um Sensibilisierung von Produzent:innen und darum, das Thema in die Breite der Branche zu tragen.

Wir laden alle zum Dialog ein, die mit uns daran arbeiten wollen, in unserer Branche eine gerechtere, diversere und angstfreiere Kultur zu schaffen.

Meldet euch unter: office@oesterreichische-filmakademie.at

Wir bitten wirklich alle Betroffenen, sich an die Anlaufstelle #we-do zu wenden.