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Stefan Ruzowitzky

STIMMEN DER AKADEMIE: FESTSCHRIFT ZUM 10. JUBILÄUM

„Uns vereint die Liebe zum österreichischen Film“

Stefan Ruzowitzky im Gespräch mit Oliver Stangl über Filmpreise als Marketingtool, die filmische Vermittlung von Lebensrealität und parteipolitische Neutralität.

Herr Ruzowitzky, wie kam es dazu, dass sie Präsident wurden?

Mein Freund Karl Markovics, der erste Akademie-Präsident, hat mich gefragt und gleich dazu gesagt, dass eine Absage inakzeptabel wäre.

Als Filmemacher haben Sie nicht nur Erfahrung mit nationalen Preisen, für DIE FÄLSCHER konnten Sie den Oscar für den Besten fremdsprachigen Film entgegennehmen. Kann der Österreichische Filmpreis etwas von den Academy Awards lernen oder ist es besser, hier gänzlich eigene Wege zu gehen?

Es ist das gleiche Prinzip: eine Vereinigung der herausragenden Filmschaffenden, um gemeinsam für ihre Anliegen kämpfen zu können und um alljährlich die Jahrgangsbesten zu feiern.

Was bedeuten Ihnen Preise persönlich? Und was können diese für die heimischen Filmschaffenden bzw. Branchen bedeuten?

Pragmatisch betrachtet sind Filmpreise vor allem ein wichtiges Marketingtool, um die Aufmerksamkeit auf einen Film beziehungsweise auf die Arbeit eines Kreativen zu lenken. Auf einem persönlich-emotionalen Level brauchen wir alle doch hin und wieder ein bisschen Lob und Anerkennung!

Was hat die Akademie des Österreichischen Films, was hat der Österreichische Filmpreis bewirkt? Und was vielleicht nicht? Wo muss man noch ansetzen, was fehlt?

Unser Ziel muss sein, „österreichische Film“ als positiv besetzte Marke in den Köpfen der Menschen zu verankern. Das heimische Publikum muss verstehen, dass nur österreichischen Filme ihre ureigenste Lebensrealität darstellen und daher einen Startvorteil haben sollten.

In der Akademie finden sich hunderte von Menschen mit unterschiedlichen Meinungen und Ansichten, sei es künstlerisch, sei es politisch. In Sachen Kommunikation ist das sicher nicht immer leicht, oder?

Wir hatten im vergangenen Jahr teilweise sehr heftige Diskussionen, wie sich die Akademie gegenüber der Politik, der türkis-blauen Regierung im Speziellen verhalten soll. Am Ende des Tages vertritt die Akademie sowohl die Mitglieder der regierungskritischen Initiative „Klappe auf“ als auch zum Beispiel Frau Hörbiger, die sich öffentlich als Sebastian-Kurz-Unterstützerin positioniert hat. Ich persönlich finde die Vielfalt gut – was uns vereint, ist die Liebe zum österreichischen Film.

Sind Sie ein politischer Präsident?

Ich bin ein politischer Mensch und habe etwa vor ein paar Wochen die Möglichkeit genutzt, die Flüchtlingspolitik der damaligen Regierung auf der Titelseite der Krone zu kritisieren und habe dort die FPÖ als „mir zu nationalsozialistisch“ bezeichnet, glaube aber nicht, dass ich so etwas als Repräsentant der Akademie machen sollte. Ich bin der festen Meinung, dass nur eine parteipolitisch neutrale Akademie ihren Mitgliedern ein Forum bieten kann, etwa als Preisträger auch pointierte tagespolitische Statements abzugeben.

Regisseur und Drehbuchautor Stefan Ruzowitzky ist Gründungsmitglied der Akademie des Österreichischen Films. 2013 hat er gemeinsam mit Schauspielerin Ursula Strauss die Präsidentschaft übernommen.